(=Existenz_1)
2012-04-07 |
Existenz
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Beispiele fuer "Es gibt ..." ?
Wie `wahr` (`zutreffend`, `richtig`, ...) sind diese Aussagen ?
Was bedeutet also "Es gibt ..." ?
Die Aussage "Es gibt die Sache (das Ding, ...) namens XYZ"
- oder "Die Sache namens XYZ existiert" -
darf nur dann als sicher wahr (Fall 1)
betrachtet werden, wenn ich XYZ tatsaechlich vorzeigen kann.
Kann ich das nicht, liegt einer der Faelle 2-4 vor.
Kann ich gar beweisen (Fall 4), dass ich XYZ prinzipiell nicht vorzeigen kann, dann
Schreiben wir `sqrt(x)` fuer eine Zahl, deren Quadrat gleich x ist - also die `QuadratWurzel aus x`.
Also ist zB die Aussage "sqrt(4) existiert im Bereich der ganzen Zahlen" wahr:
auf Anforderung kann ich nicht nur +2, sondern auch -2 vorzeigen.
Bei `sqrt(2)` ist natuerlich bekannt, dass keine natuerliche Zahl und keine ganze Zahl und
keine rationale Zahl zum Quadrat erhoben gleich 2 sein kann.
Solches war ja der Anstoss fuer die Erweiterung des Koerpers der rationalen Zahlen zu
dem der reellen Zahlen - zB mittels DEDEKINDscher Schnitte.
Somit haben wir die Aussage "sqrt(2) existiert im Bereich der reellen Zahlen".
Nur: ist sie auch sicher wahr (im Sinne von `Fall 1`) ?
`... tatsaechlich vorzeigen koennen ...` :
1.4 ist zu klein (1.96) und 1.5 zu gross (2.25)
1.41 ist zu klein (1.9881) und 1.42 zu gross (2.0164)
1.414 ist zu klein (1.999396) und 1.415 zu gross (2.002225)
usw
... eine Intervall-Schachtelung.
Das Problem ist :
Wir koennen also Irrationalzahlen wie sqrt(2) prinzipiell nicht anschreiben/vorzeigen/darstellen.
Dies aber ist der obige `Fall 4`.
Wenn ich aber etwas prinzipiell nicht vorzeigen kann, dann darf ich auch nicht dessen Existenz behaupten.
Bleibt:
Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie:
Naturwissenschaftler/Mathematiker - wer waere ich denn, dass ich mich von der
Schelte ausschliessen duerfte?! - tun sich was zu gute darauf, dass sie nur von
praezise fassbaren Dingen reden: Engel, Teufel, Aberglauben, ... bleiben aussen vor
in unserer heilen und geordneten Welt.
Aber waehrend Aussagen wie "Engel existieren" / "Er hat einen Engel gesehen" glaubbar und
nicht widerlegbar sind (`Fall 2`)
waere eine Aussage wie "sqrt(2) existiert" / "Er hat sqrt(2) berechnet" sicher falsch und widerlegbar.
("Er hat sqrt(2) auf soundsoviele Stellen berechnet" geht natuerlich auch nicht: das
Ergebnis solch einer `Berechnung` waere eben NICHT sqrt(2), sondern eine rationale Naeherung)
Fassen wir zusammen :
Und doch koennte der mathematische Suendenfall leicht vermieden werden :
in einer `endlichen Mathematik` - einer ohne 'unendlich gross', 'unendlich klein', '...' -
waere kein Problem mit der "Existenz nicht existieren koennender Dinge" gegeben.
(Man haette nur noch "kleine Fische" wie in sich moeglicherweise widerspruechliche Axiomensysteme)
Natuerlich haben Sie's schon bemerkt :
die Menge der natuerlichen Zahlen N = { 1, 2, 3, ... }
In einer `endlichen Mathematik` billigen wir Dingen nur dann eine `Existenz` zu, wenn sie zumindest
im Prinzip angebbar sind - also mit endlich vielen Schritten.
Die Schlussfolgerung kann nur lauten: "N existiert nicht"
Natuerlich existieren `natuerliche Zahlen`: 1 und 2 und 3 und viele andere.
Wieviele? Unendlich viele? Hier sieht man wohl sehr deutlich, dass man mit
unkritisch gebrauchtem "Es gibt" bzw. "Es existiert" rasch in Schwierigkeiten kommt:
Zu jedem Zeitpunkt werden nur endlich viele natuerliche Zahlen gedacht/gebraucht/verwendet
worden sein.
Zu jeder dieser natuerlichen Zahlen koennen selbstverstaendlich groessere konstruiert werden - aber zu
jedem Zeitpunkt werden es bisher nur endlich viele gewesen sein.
Was also soll's ?
Selbstverstaendlich existieren `natuerliche Zahlen`, aber die (unendliche)
`Menge der natuerlichen Zahlen` kann nicht existieren.
Die Loesung ist einfach: lange, lange konnte man mathematisch denken OHNE den Begriff
der 'Menge' zu verwenden. Also kommt es nur auf die Eigenschaften an, welche etwas zum
Element eine 'Menge' werden lassen.
Statt "x elem N" drueckt zB "nat(x)" denselben Sachverhalt - "x ist eine natuerliche Zahl" /
"x hat die Eigenschaft, eine natuerliche Zahl zu sein" - aus; nun aber ohne dieses
Symbol einer 'unendlichen Menge'